"Turris Babel", das letzte Buch, das Kircher noch zu seinen Lebzeiten veröffentlichte, zeigt, wie er versuchte, genauestmögliche Einzelheiten des berühmten biblischen Berichts in Genesis 10-11 zu rekonstruieren, in dem Nimrod einen Turm bauen will, der bis in den Himmel reicht. Zusätzlich zu seinem Interesse an alten Zivilisationen und an der biblischen Geschichte stellte dieser Bericht für Kircher eine besonders wertvolle Quelle über den Ursprung der Sprachen, und, in Kirchers weiterführender Auslegung, über den Ursprung des Polytheismus dar. In der zweiten Hälfte von "Turris" führt Kircher seine Forschungen zur Sprachtheorie aus. Der erste Abschnitt enthält, ganz wie schon in seiner vier Jahre früheren Abhandlung "Arca Noë", eine spekulative Ausdehnung der Geschichte vom Turmbau zu Babel, erweitert durch Zusätze, die sich Kirchers Kenntnissen der Geschichte, der Geographie und der Physik verdanken. Das daraus resultierende Modell veranschaulicht Kirchers Beweisführung, derzufolge Nimrods Streben von vornherein zum Scheitern verurteilt war: Um den nächstsituierten Himmelskörper, den Mond, zu erreichen, hätte der Turm 178 672 Meilen hoch, sein Baumaterial über drei Millionen Tonnen schwer sein müssen. Die ungleichmäßige Verteilung der Erdmasse hätte das Gleichgewicht des Planeten verlagert und ihn zwangsläufig von seiner Position im Zentrum des Universums verschoben, was zur katastrophalen Zerstörung der natürlichen Ordnung geführt hätte.